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Freitag, 9. Oktober 2020

Die Abenteuer der Miss Petitfour

 

„Die Abenteuer der Miss Petitfour“

Oh wie habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Allein schon dieser schöne Name „Miss Petitfour“ klingt so verlockend. Hinzu kamen ein schönes Cover und viele süße Kätzchen. Das muss doch ein Buch für mich und meine kleine Naschkatze oder vielmehr Naschkater sein. Oder etwa doch nicht?

 

Die Abenteuer der Miss Petitfour

 

„Die Abenteuer der Miss Petitfour“

Miss Petitfour besitzt 16 Katzen, die uns gleich zu Beginn vorgestellt werden und dann kann es mit den Abenteuern auch schon losgehen. Die Geschichten haben klangvolle Namen wie „Miss Petitfour und der klimpernde Löffel“, „Miss Petitfour und die Penny Black“ oder „Miss Petitfour und der Geburtstagskäse“. 

 

„Die Abenteuer der Miss Petitfour“

 

Die Geschichten sind dabei sehr fantasievoll und kreativ. Meine Lieblingsgeschichte ist „Miss Petitfour und die Penny Black“.  Miss Petitfour schaut sich gerne Briefmarkenalben an. Die Autorin beschreibt dieses verstaubte Hobby so toll, dass man am liebsten gleich selbst ein Briefmarkenalbum in die Hand nehmen möchte. Die Penny Black ist Miss Petitfours Lieblingsbriefmarke, die in dieser Geschichte durch einen dummen Zwischenfall aus dem Fenster segelt und vom Wind fortgetragen wird. 

 

„Die Abenteuer der Miss Petitfour“

 

Und nun passiert, was in jeder der 5 Geschichten früher oder später geschieht: Miss Petitfour spannt ein Tischtuch auf, ihre 16 Katzen verketten sich mit Pfoten und Schwänzen und so lassen sie sich vom Wind durch die Luft treiben und in dieser Geschichte die Verfolgung der Briefmarke aufnehmen. Eine Flugreise, die wie immer so einige Überraschungen und Begegnungen beinhaltet. 

 

Ungewöhnlicher Schreibstil und mein neues Lieblingswort

 

Anne Michaels macht in ihren Texten etwas ganz Tolles. Sie benutzt Fremdworte. Fremdworte, die viele Kinder wahrscheinlich nicht kennen und die im Text farblich hervorgehoben sind. Das Besondere ist, dass sie diese Fremdworte im gleichen Satz ganz leichtfüßig erklärt. Das ist etwas, was mein Großer sehr gerne mag. Er hatte immer schon einen großen Wortschatz und liebt es neue Worte zu integrieren. Meinen kleinen Sohn hat es eher abgeschreckt.

Ich selbst habe auch ein neues Fremdwort gelernt: Digression, was so viel wie Abschweifung heißt und die Autorin tut dies besonders gern, ja, sie hat es sozusagen zum Stilmittel ihrer Geschichten erklärt und weist auch gerne darauf hin, dass dies wieder eine Digression war. Es entwickelt sich schon fast zum Running Gag. Aber genau diese Abschweifungen von Geschichten machen mir als Leser das Leben schwer, dem roten Faden zu folgen und auch mein 7Jähriger ist dann während des Buchs ausgestiegen, da ihm die Geschichten nicht gradlinig genug waren. Bedingt durch den ausschweifenden Stil sind die Sätze meistens auch recht lang. Insgesamt ist der Text für Kinder schwer zu lesen und die Altersempfehlung ab 7 Jahren trifft wahrscheinlich für die wenigsten Kinder zu. Auf jeden Fall gehört Digression jetzt zu meinen Lieblingsfremdwörtern.

 

Wie Wörter den Fortgang einer Geschichte signalisieren – Schreibhandwerk anschaulich erklärt

 

Die Autorin markiert aber nicht nur Fremdworte farbig, sondern auch andere Schlüsselwörter. Immer wieder geht sie nebenbei auf Autorenwerkzeuge ein. Das macht sie unglaublich geschickt und das war für mich nun wieder ganz spannend zu verfolgen.  Sie beschreibt das auch sehr bildhaft. Hier ein Beispiel:

 

„Manche Worte sind wie Sonnenstrahlen, wie weiße Ritter oder eine Sicherheitsnadel genau im richtigen Moment. Sie sind ebenso nützlich wie Klebstreifen, wenn einem gerade die Buchseite eingerissen ist, denn sie bringen eine Geschichte im Nu wieder in Ordnung. Es sind Worte wie UNGLAUBLICHERWEISE, EIN GROSSER GLÜCKSFALL und ZUFÄLLIG.“

 

Hat sie das nicht toll geschrieben? Wenn ich ein Buch mit Zitaten führen würde, hätte es mit „Die Abenteuer von Miss Petitfour“ sehr viel Input bekommen. Nach diesem Zitat benutzt die Autorin die Wörter für ihre Geschichte und gibt ihr eine Wendung zum Guten. Auch hier sind die Wörter wieder farbig markiert. Ich fand das richtig toll und habe so etwas bisher in keinem anderen Buch erlebt.

 

Fazit zu „Die Abenteuer der Miss Petitfour“

 

Ein ganz besonderes Buch mit einem anspruchsvollen Schreibstil, das uns nicht nur 5 fantasievolle Geschichten bringt, sondern auch ganz leichtfüssig nebenbei unseren Wortschatz erweitert. Ein richtiges Highlight sind für mich die Illustrationen. Sie wirken englisch-nostalgisch und doch frisch, leicht und modern.

 

„Die Abenteuer der Miss Petitfour“

 

 

Titel: „Die Abenteuer der Miss Petitfour“

Autorin: Anne Michaels

Übersetzung aus dem Englischen: Bettina Münch

Illustrationen: Emma Block

Verlag: Woow Books

Seitenanzahl: 112

Preis: 12 EUR

ISBN: 978-3-96177-063-2

Altersempfehlung: offiziell ab 7 Jahren, für mich ab etwa 9 Jahren

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