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Samstag, 15. Dezember 2018

Geschlechterklischees in Bilderbüchern



Ich finde es immer wieder spannend wie in Bilderbüchern mit dem Thema Geschlechterklischees umgegangen wird. Während die einen ganz selbstverständlich diese Klischees aufbrechen, setzen sich andere bewusst mit diesem Thema auseinander. Heute stelle ich euch ein paar Bücher vor, die mir zu diesem Thema besonders aufgefallen sind.



Kalle und Elsa


Der Kindergarten hat geschlossen und die beiden Freunde Kalle und Elsa dürfen bei Kalles Mama den Tag verbringen. Während die Mutter am Laptop arbeitet, spielen die beiden Kinder im Kinderzimmer bis ihnen irgendwann langweilig wird und sie ein Abenteuer planen. Es werden Rucksäcke gepackt, Proviant besorgt und Gummistiefel angezogen, denn das Wetter ist nicht das beste.



Im Garten spielen sie mit ihrer ganzen kindlichen Fantasie. Sie bauen sich eine Hütte, verteidigen sich gegen einen Wolf und ein Krokodil und machen Picknick. Sie haben jede Menge Spaß und dafür braucht es wirklich nicht viel. Das Ergebnis sind zwei glückliche dreckige Kinder.



Bei diesem Buch muss man schon genau den Text und die Bilder verfolgen, um zu sehen wer das Mädchen und wer der Junge ist. So ist es zum Beispiel auch auffällig, dass es Kalle ist, der ganz selbstverständlich zu pinken Gummistiefeln greift. Hier wird an keiner Stelle zwischen Junge und Mädchen ein Unterschied gemacht und es wird auch nicht thematisiert. Einfach so wie ich es mir auch für meine Kinder wünsche.



Der Text ist recht wenig, was auch perfekt ist, da die Bilder üppig daherkommen und mit vielen Details zum Entdecken einladen.

Fazit: Ein Paradebeispiel für ein klischeefreies Bilderbuch!

"Kalle und Elsa" von Jenny Westin Verona und Jesús Verona, erschienen im Bohem Verlag, ist ein 32seitiges Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren, das für 16,95 EUR unter der ISBN 
9783959390583 im Buchhandel zu finden ist. 




Kleiner Dreckspatz und kleine Nachteule Aurelia


Ganz kurz möchte ich die Bilderbücher um Aurelia erwähnen, da auch sie ganz selbstverständlich klischeefrei daherkommen. Ich habe "Dreckspatz Aurelia" und "Nachteule Aurelia" bereits ausführlich vorgestellt (die Rezension findet ihr hinter den Links auf den Titel). Hier kommt auch noch hinzu, dass der Papa mit dem Kind interagiert, was auch nicht oft in Bilderbüchern vorkommt. Zwei Bilderbücher, die sehr gut bei meinem kleinen Räuber ankommen.




Zarah und Zottel: Ein Pony auf vier Pfoten


Zarah und ihre Mama sind in eine neue Wohnung gezogen, Während Mama bohrt und räumt, langweilt sich Zarah. Sie geht in den Hof, doch die anderen Kinder wollen von der Neuen erstmal nichts wissen. So liest Zarah ein Buch und träumt von einem Pony. Ein eigenes Pony ist ihr großer Traum. Schließlich geht sie in einen "Laden für Alles" und kommt mit Zottel zurück. Zottel ist ein riesiger Hund und Zarah kann tatsächlich auf ihm reiten. Also fast ein Pony und Mamas Argument, das ein Pony nicht in den Aufzug passen würde, ist auch widerlegt. Auch auf dem Hof bei den Kinder werden die Karten neu gemischt.



Während Zarah und ihre Mutter frei von Geschlechterklischees sind, gibt es auf dem Hof ein Mädchen in rosa Kleid, mit rosa Schleife im Haar und Flügeln auf dem Rücken. Ein kleine Fee, die für ihr Leben gern Skateboard fährt. Einer der Jungs hat übrigens zwei Väter, was in einer anderen Geschichte der Reihe nebenbei erwähnt wird. Eine herrlich kunterbunte Truppe! 



Das Buch ist dicker als ein "klassisches Bilderbuch" und geht eher schon Richtung Vorlesebuch. Da es aber relativ wenig Text und Bilder auf jeder Seite hat könnte man es auch als XXL-Bilderbuch titulieren. Auch Leseanfänger, die noch nie viel Textmenge verarbeiten können, sind hier richtig.

Die Illustrationen von Jan Birck sind wieder fantastisch! Ich mag seinen Stil sehr gern und auch bei meinen Jungs kommt er sehr gut an.

"Zarah und Zottel: Ein Pony auf vier Pfoten" von Jan Birck, erschienen im Sauerländer Verlag, ist ein 64seitiges Buch für Kinder ab 5 Jahren, das für 9,99 EUR unter der ISBN 9783737353496 im Buchhandel zu finden ist.


Lotti und Otto - Eine Geschichte über Jungssachen und Mädchenkram


Nun kommen wir zu einem Buch, dass das Thema Geschlechterklischees direkt anspricht. Ich finde es wichtig, dass es Bücher gibt, die uns Vielfalt und klischeefreie Bilder zeigen, aber in den Köpfen vieler Menschen ist dieses "Jungssachen" und "Mädchenkram" einfach noch tief verankert. Man muss ja nur mal in ein Kaufhaus in die Babyabteilung gehen und nach Sachen in Nichtrosa und Nichtblau suchen. Nicht so einfach! Und so kommen die Kinder immer wieder in der Gesellschaft mit entsprechenden Klischees in Kontakt. Es ist einfach unvermeidbar! Daher finde ich auch diesen Titel wichtig, um über das Thema mit Kindern ins Gespräch zu kommen.



Während Lotti ein wildes Mädchen ist, das am liebsten draußen Abenteuer erlebt und Fische angelt, ist Otto ein ruhiges Kind, das gerne näht und backt. Die beiden kommen nun in ein Feriencamp, das jedem Leser die Fußnägel hochrollen lässt. Man könnte fast meinen, es handelt sich um zwei Camps, denn die Mädels sind in einer Gruppe und die Jungs in der anderen und auch die Aktivitäten sind entsprechend klischeehaft. Zum Glück kenne ich das aus der Realität nicht.



Lotti und Otto freunden sich an und stellen fest, dass sie als Zwillinge durchgehen könnten. Als bei den Vorbereitungen eines Fests die Mädchen backen und Girlanden basteln sollen während die Jungs Holz sammeln und Fische fangen, beschließen Lotti und Otto eine "Doppeltes Lottchen"-Nummer durchzuziehen und führen die Erwachsenen an der Nase herum. Später gibt es dann für alle die große Erkenntnis, dass die Einteilung in Jungssachen und Mädchenkram Unsinn ist.

Mein kleiner Sohn hat sich sofort in die Geschichte verliebt. Die Illustrationen sind auch sehr schön. Er hat auch gleich erkannt, dass die klischeehafte Einteilung der Aufgaben Quatsch ist, denn er bastelt auch gerne Ketten und Armbänder und hilft beim Backen und Kochen. So ist dieses Bilderbuch vor allem eine Keule an die in vorgefassten Mustern denkenden Erwachsenen und sollte das Selbstbewusstsein von Kindern stärken, dass zu tun was sie mögen und nicht den Vorgaben zu folgen, was andere vorschreiben wollen.

Für mich selbst war das Camp zu extrem. Bis auf Lotti und Otto waren alle in ihren Geschlechterklischees gefangen. Wenn  man das Cover anschaut, sieht man auf dem ersten Blick zwei niedliche Otter sowie "rosa" und "blau". Erst beim genaueren Hinsehen sieht man, dass das Mädchen angelt und der Junge Blumengirlanden bastelt. Ich bin mir bis heute nicht einig, wie ich das Cover finden soll. Es drückt auf der einen Seite den Inhalt aus, so dass man in etwas erahnen kann, was im Buch zu erwarten ist, auf der anderen Seite schreien Rosa und Blau natürlich gleich nach Geschlechterklischee.



Davon abgesehen sind die Bilder hinreißend und wir lieben diese kleine Mäusefamilie, die in den Bildern immer wieder zu finden ist. Kleine Nebengeschichten in den Bildern sind immer eine wundervolle Entdeckung!

"Lotti und Otto. Eine Geschichte über Jungssachen und Mädchenkram" von Collien Ulmen-Fernandes, illustriert von Carola Sieverding, erschienen beim Verlag Edel Kids Books, ist ein 32seitiges Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren, das für 13,99 EUR unter der ISBN 9783961290086 im Buchhandel zu finden ist.

Ihr habt auch Buchtipps, die zu diesem Thema passen, dann lasst uns doch gerne den Titel in den Kommentaren da. Vielen Dank!

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